
In Madrid und im restlichen Spanien gilt nun schon seit über einem Monat eine strikte Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Bewegungsfreiheit wurde drastisch eingeschränkt, was auch zu einem deutlichen Rückgang des Straßenverkehrs geführt hat. Der bekannte graue Nebel, der normalerweise den Himmel über Madrid trübt, ist verschwunden.
Die Einwohner der spanischen Hauptstadt genießen seit Beginn der Ausgangssperre einen klaren Blick auf die Sierra, die Bergkette im Norden Madrids. Dies ist ein wahrlich seltener Anblick, denn die hohe Luftverschmutzung bildet stets eine graue Dunstwolke, die sich über Madrid niederlässt und den Spitznamen La Boina („Die Baskenmütze“) trägt, und es unmöglich macht, die Berge im Hintergrund der Wolkenkratzer zu sehen.
Aus einer Studie der meteorologischen Abteilung von eltiempo.es geht hervor, dass der Stickstoffdioxidgehalt (NO2) in Madrid in der zweiten Märzhälfte zeitgleich mit dem Beginn der Ausgangssperre um 60% gesunken ist. Dies ist der niedrigste Wert, der in den letzten 19 Jahren verzeichnet wurde.
Dies ist seit 2001 der niedrigste Wert, erklärt Mar Gómez, Leiterin der meteorologischen Abteilung bei eltiempo.es, und weist darauf hin, dass dies größtenteils auf „die Verringerung des Verkehrsaufkommens und der industriellen Aktivität“ zurückzuführen ist.
Da der Alarmzustand am 14. März 2020 verhängt wurde, hat eltiempo.es Daten von 12 Messstationen in Madrid vom 15. bis 31. März analysiert. Diese Stationen verfügen über Daten von 2001 bis zur Aktualität. Von den 12 in ganz Madrid verteilten Standorten verzeichneten 6 aufgrund ihrer Lage in der Nähe der zentralen Verkehrsadern der spanischen Hauptstadt eine deutliche Verbesserung der Luftqualität. Alle Messstationen mit Ausnahme einer in Casa de Campo haben bisherige Mindestwerte von Schadstoffpartikeln während der Ausgangssperre verzeichnet. Casa de Campo stellt eine Ausnahme dar, da dieses Gebiet traditionell am wenigsten vom Straßenverkehr betroffen ist.
Madrid ist nicht die einzige Stadt, in der die Luft zur Zeit sauberer ist. Aktuelle Satellitenbilder und Daten der Europäischen Umweltagentur zeigen, dass die Luftverschmutzung in ganz Europa nach den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit aufgrund der Coronakrise in vielen Städten und deren unmittelbarer Umgebung in Spanien, Italien und Frankreich erheblich gesunken ist. Diese Änderungen dauerhaft zu machen, stellt jedoch eine viel größere Herausforderung dar.