Aufgrund seiner geografischen Lage ist Spanien für seine vielfältigen Grenzen bekannt. Mit über 1.900 Kilometern Landfläche und fast 8.000 Kilometern Küstenlinie grenzt das Land an fünf Länder: Frankreich, Portugal, Andorra, Marokko und das Vereinigte Königreich. Die Grenzen erstrecken sich von den Pyrenäen über Flussinseln bis hin zu den afrikanischen Enklaven und ergeben so eine einzigartige Landkarte.
Im Norden bilden die Pyrenäen eine natürliche Grenze zu Frankreich und Andorra und verbinden historische Routen mit modernen Anbindungen. Im Westen teilt Portugal mit Spanien die längste Grenze des Landes, die zugleich eine der ältesten Europas ist.
Im Süden unterhält Spanien dank der autonomen Städte Ceuta und Melilla eine einzigartige Verbindung zu Afrika. Diese Enklaven bilden die einzige Landesgrenze zwischen der Europäischen Union und dem afrikanischen Kontinent.
Spaniens faszinierendste Grenzen
Hinter Spaniens vielen Grenzen verbergen sich Anekdoten, die zeigen, wie Geografie, Geschichte und Politik einzigartige Gebiete geprägt haben. Schauen wir uns einige der faszinierendsten Beispiele an:
Llívia: Katalanische Enklave auf französischem Territorium
Llívia ist eine geographische Besonderheit. Die spanische Stadt liegt in der Provinz Girona und ist vollständig von Frankreich umschlossen. Diese Situation geht auf den Pyrenäenfrieden von 1659 zurück, als Spanien mehrere Städte in der Region Cerdanya an Frankreich abtrat. Llívia, das den Status einer „Villa“ und nicht den einer Stadt trug, war jedoch von der Vereinbarung ausgenommen. Dies wurde im Vertrag von Llívia von 1660 formalisiert, der die französische Auflage enthielt, dass die Stadt niemals befestigt werden dürfe. Wie damals muss man auch heute noch zwangsläufig französisches Gebiet durchqueren, um von Spanien nach Llívia zu gelangen.
Fasaneninsel: Geteilte Souveränität
Im Fluss Bidasoa, der Gipuzkoa von Frankreich trennt, liegt die winzige Fasaneninsel. Ungewöhnlich ist die geteilte Souveränität: Spanien und Frankreich wechseln sich alle sechs Monate in der Kontrolle über die Insel ab – ein sogenanntes internationales Kondominium. Diese diplomatische Vereinbarung, die seit dem Pyrenäenvertrag besteht, ist ein herausragendes Beispiel für Grenzkooperation.
Peñón de Vélez de la Gomera
Dieses kleine spanische Territorium liegt in Nordafrika und galt lange Zeit als die kürzeste Grenze der Welt – allerdings erst seit 1930. Ursprünglich war es eine Insel, doch ein Erdbeben in jenem Jahr schuf eine schmale, 85 Meter breite Sandbank, die sie mit dem Festland verband. Damit entstand eine Landgrenze zwischen Spanien und Marokko. Der Peñón de Vélez de la Gomera wurde 1564 erobert und beherbergt eine Festung, die vom Generalkommando Melilla, das zum spanischen Verteidigungsministerium gehört, verwaltet wird.
Spaniens Grenze zum Vereinigten Königreich
Obwohl Spanien und das Vereinigte Königreich fast 1.000 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind, teilen sie eine bekannte Grenze: den Felsen von Gibraltar. Dieser wurde 1713 durch den Vertrag von Utrecht an die britische Krone abgetreten. Mit einer Fläche von nur 6,8 Quadratkilometern ist er aufgrund seiner strategischen Lage am Eingang zum Mittelmeer seit Jahrhunderten Schauplatz von Streitigkeiten und zählt zu den ungewöhnlichsten Situationen auf der Landkarte Europas.
Grenze zu Portugal
Die 1234 Kilometer lange Grenze zwischen Spanien und Portugal, bekannt als La Raya (oder A Raia), ist eine der ältesten Grenzen der Welt. Seit dem Vertrag von Alcañices im Jahr 1297 ist sie über sieben Jahrhunderte hinweg nahezu unverändert geblieben. Lediglich zwei Enklaven, Olivenza und Táliga, wurden 1801 im Zuge des Vertrags von Badajoz nach dem Orangenkrieg von Portugal an Spanien abgetreten.
Andorra: Ein kleiner Staat eingebettet in die Berge
Die Grenze zu Andorra zählt zu den ungewöhnlichsten in Europa. Das winzige, nur 468 Quadratkilometer große Land grenzt an Spanien und Frankreich. Die Besonderheit liegt im politischen System: Es ist ein parlamentarisches Fürstentum mit zwei symbolischen Staatsoberhäuptern, dem französischen Präsidenten und dem Bistum Urgell (Lleida). Diese einzigartige Regierungsform, zusammen mit der Lage in den Pyrenäen, macht Andorra zu einem wahrhaft außergewöhnlichen Nachbarland.