Die Auswirkungen der durch das Coronavirus verursachten Gesundheits- und Wirtschaftskrise treffen den spanien Immobilienmarkt schwer: Die Art und Weise, wie wir Immobilien kaufen, vermieten und verkaufen ändert sich, die Preise für Häuser und Wohnungen sind derzeit eingefroren und die meisten Immobilienverkäufe hängen in der Luft. Einige von idealista/news befragte Experten versichern, dass die Erholung des Sektors nicht in einer „V“-Form erfolgen wird, sondern eher in Form eines „U“, was sagen will, dass es „eine langsame Erholung geben wird und ein Teil der Käufe nicht stattfinden wird“. Warum? Das liegt an der Nachfrage. Ein Teil der Nachfrage wird von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Beschäftigung betroffen sein (Kurzarbeit, vorübergehende Entlassungen, Arbeitsplatzverluste...), wie Raymond Torres, Direktor von Funcas, der spanischen Stiftung der Sparkassen, erklärt.
Es wird weiterhin eine Nachfrage existieren, jedoch weniger groß. Die Experten sagen, dass jetzt der Zeitpunkt ist, um die Situation zu analysieren und sich auf Änderungen vorzubereiten. „Verkäufer müssen, auch wenn die Geschäfte momentan nicht abgeschlossen werden können, ihr Objekt weiterhin auf den Online-Portalen inserieren. Gleichzeitig können sie mit den Kunden in Kontakt bleiben, um ihnen weitere Informationen zukommen zu lassen und Fragen zu beantworten. Dieser Schritt ist somit abgeschlossen, wenn alles wieder zur Normalität zurückkehrt“, erklärt Luis Corral, CEO von Foro Consultores Inmobiliarios, einem auf Immobilienmarketing spezialisierten Unternehmen.
Die Käufer, so Corral, haben momentan die Möglichkeit, die angebotenen Immobilien virtuell zu besichtigen und zu entscheiden, welche ihnen am besten gefällt und welche Anforderungen sie an das neue Haus oder die neue Wohnung haben. Dieser Prozess erfordert viel Zeit, die viele normalerweise nicht haben. „Jetzt ist der Moment gekommen“, fügt er hinzu.
Andere Experten wie Carlos Ruiz, Studienleiter am IEE (Institute of Economic Studies), raten zu einer konservativeren Strategie: „abwarten und Tee trinken“. Ruiz ist der Meinung, dass „es besser ist, auf die Änderungen nach der Coronakrise zu warten, bevor Entscheidungen getroffen werden, obwohl die Preissenkung eine gute Gelegenheit für alle sein kann, die über genügend Liquidität verfügen und eine Immobilie kaufen möchten“.
Gonzalo Bernardos, Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Universität von Barcelona, geht noch weiter und glaubt, dass jetzt die Zeit für Käufer gekommen ist: Jetzt sind es die Käufer, die den Preis bestimmen, auch wenn diese Situation nur bis zum Rest des Jahres anhalten wird. Bernardos empfiehlt sogar, „den Preis von Neubau-Immobilien mit dem Bauträger zu verhandeln und so vielleicht einen kostenlosen Parkplatz oder Abstellraum zu erhalten“.
Den Verkäufern rät Bernardos den Preis höchstens um 2% oder 3% zu senken, und nur wenn zwingend erfordertlich, es sei denn, die Immobilie ist überbewertet. In diesem Fall sollte der Preis aufgrund der Überbewertung und der Krise gesenkt werden.
Raymond Torres von Funcas empfiehlt Verkäufern, wenn sie können, vor Ende des Jahres zu verkaufen. „Im Moment sehen wir eine Überreaktion auf dem Immobilienmarkt“, fügt er hinzu. Käufern rät er, das alte Eigenheim zuerst zu verkaufen, bevor sie eine andere Immobilie kaufen, um komplizierte Situationen zu vermeiden. Seiner Meinung nach ist für diejenigen, die sich in einer guten Finanzlage befinden, der beste Zeitpunkt für den Kauf das Ende dieses Quartals oder der Beginn des nächsten (Juni oder Juli).
Mikel Echavarren, CEO von Colliers Spain, ist der Ansicht, dass „die vernünftigste Empfehlung in der gegenwärtigen Situation darin besteht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer sich dazu entschlossen hat, eine Neubau-Immobilie ab Plan zu kaufen, sollte seine aktuelle Kaufkraft und die Stabilität seiner Arbeit bewerten. Wer Zweifel an seiner Zukunft hat, sollte versuchen, mit dem Bauträger und der Bank zu sprechen, um die Ratenzahlungen flexibler zu gestekten. Wer in Panik gerät oder vorschnelle Entscheidungen trifft, riskiert einen Teil seiner Ersparnisse und zusätzlich sein Traumhaus“.
Die gleiche Empfehlung gilt für Käufer von Bestandsimmobilien: Seien Sie bei Ihren Entscheidungen umsichtig. Halten Sie Ihre finanziellen Möglichkeiten im Auge und lassen Sie sich nicht „von der Möglichkeit verführen, ein Schnäppchen zu machen, das Sie wahrscheinlich nicht bekommen werden“.
„Ich kann Immobilienmaklern nur Geduld empfehlen, nah an ihren Kunden zu sein, ihre Marketing- und Verkaufsteams zu stärken, aktiver auf dem Markt zu sein und dort zu bleiben“, bemerkt Echavarren abschließend.