Das kleine Dorf Belchite in der Provinz Saragossa, im Nordwesten Spaniens, gibt Zeugnis der Verwüstungen des spanischen Bürgerkriegs und eignet sich perfekt dazu, um mehr über diesen schrecklichen Krieg, der Spanien von 1936 bis 1939 (und noch weit darüber hinaus) in zwei politische Lager teilte. Dieses lebendige Freilichtmuseum ist keine typische Touristenfalle, sondern bietet den Besuchern die Möglichkeit, mehr über diese schwierige Zeit der spanischen Geschichte zu erfahren.
Belchite liegt weniger als 50 Kilometer von der Provinzhauptstadt Saragossa entfernt und ist mit dem Auto über die A-222 gut erreichbar. Die Stadt blick auf eine lange Geschichte zurück; die erste Siedlung wurde dort bereits 75 n. Chr. errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden an dem Ort wunderschöne mittelalterliche Kirchen und Denkmäler wie der Bogen von San Roque erbaut.
Mit dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs (guerra civil) 1936 verdunkelte sich das Schicksal von Belchite jedoch. Die Stadt lag genau an der Grenze zwischen dem republikanischen Staat und den faschistischen Kräften und wurde zum Schauplatz einer der blutigsten und entscheidendsten Schlachten des Krieges. Die Stadt war nach dem Staatsstreich von Francisco Franco zunächst unter Befehl der nationalistischen Armee, wurde aber 1937 von den Rebellen während einer fünfzehntägigen Belagerung, die das Dorf fast vollständig zerstörte, erobert.
Während der Schlacht von Belchite wurden die Häuser der Stadt vollständig ausgebombt, die Kirchen zerstört und die Bewohner regelrecht abgeschlachtet. Die Szenen erinnerten an die Zerstörung, die einige Monate zuvor in Guernica stattfand und die Pablo Picasso in seinem gleichnamigen Gemälde verewigte. Ernest Hemingway, Martha Gellhorn und viele andere ausländische Freiwillige in der Internationalen Brigade der Republikaner waren schockiert über den Schrecken, den sie sahen. Ein Journalist beschrieb „eine Stadt, die so völlig zerstört war, dass man oft nicht erkennen konnte, wo die Straßen waren. Die Leute gruben Leichen unter Mörteln, Ziegeln und Balken aus.“
Als Belchite 1938 vom spanischen Diktator Franco zurückerobert wurde, ließ er es als Erinnerung an seine gewaltige, brutale Macht und als Warnung für jeden, der versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen, stehen. Die Stadt existiert auch heute noch und dient als Erinnerung an die Sinnlosigkeit der Gewalt und die vielen Menschenleben, die sie forderte. Obwohl Teile der Stadt wieder aufgebaut wurden und heutzutage dort etwa 1.600 Menschen leben, sind viele Teile noch in dem Zustand, in dem sie der Krieg hinterließ.
Die Trümmer, die Häuserwände und die mit Einschusslöchern durchsetzte Kathedrale erinnern bis heute an die Brutalität des Krieges. Sie dienten als Kulisse für Filme wie „Pans Labyrinth“ von Guillermo del Toro und haben sich zu einer wenig bekannten Touristenattraktion entwickelt.
Sehenswürdigkeiten in Belchite
In Belchite kann man zwei geführte Besichtigungen unternehmen: eine tagsüber und eine nachts, wenn das Dorf etwas Unheimliches umgibt. Tickets für die Führung durch Belchite können Sie im Tourismusbüro oder online kaufen und so alles über die Vergangenheit und den spanischen Bürgerkrieg erfahren, während das Ethnologische Museum samstags und sonntags vormittags geöffnet ist. Für diejenigen, die sich für die jüngste Geschichte Spaniens und die Diktatur interessieren, die erst 1975 endete, ist ein Besuch in Belchite das Richtige.
- Website: www.belchite.es
- Führung: 6 Euro