
Am vergangenen Wochenende wurden im Staatlichen Amtsbolletin (BOE) eine Reihe neuer Maßnahmen veröffentlicht, die Teil eines Exit-Plans für die Coronakrise sind, um die strikte Ausgangssperre in Spanien zu lockern, die im März zusammen mit dem Alarmzustand verhängt wurde, um die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie einzuschränken. Die Lockerung der Ausgangssperre soll in 4 Phasen erfolgen, die jeweils 14 Tage andauern, was der Inkubationszeit des Coronavirus entspricht.
Die Einführung dieser Lockerungen bedeutet, dass Spanien, wenn alles nach Plan verläuft, Ende Juni zur Normalität zurückkehren wird, wenn auch zu einer „neuen Normalität“ (nueva normalidad). Die Lockerungen der Sperrmaßnahmen werden von Provinz zu Provinz geprüft, wobei die Zentralregierung in Madrid die Bedingungen festlegt, die von den einzelnen Provinzen erfüllt werden müssen, um in die nächste Phase überzugehen. Hier werfen wir einen Blick auf die 4 Phasen des Exit-Plans für Spanien.
Wann kann eine Provinz in die nächste Phase übergehen?
Der Wechsel zur nächsten Phase des Exit-Plans aus der Coronakrise hängt von 4 Aspekten ab:
- Auslastung des Gesundheitssystems unter besonderer Berücksichtigung der Intensivstationen und der Anzahl der verfügbaren Betten.
- Epidemiologische Situation in der Provinz: Dazu gehören die Durchführung von Tests und die Infektionsrate.
- Bestehende Schutzmaßnahmen und deren Einhaltung.
- Mobilität und sozioökonomischen Daten.
Phase 0 des Exit-Plans
Die Phase 0 des spanischen Exit-Plans für die Coronakrise läuft bereits im ganzen Land seit dem 4. Mai, mit Ausnahme einiger Kanarischer Inseln (La Gomera, El Hierro und La Graciosa) und der Baleareninsel Formentera, die sich aufgrund der geringen Fallzahlen bereits in der Phase 1 befinden. Der Rest Spaniens wird am 11. Mai mit der Phase 1 beginnen.
Die wichtigsten Änderungen der Phase 0 im Vergleich zu der bisher geltenden Ausgangssperre betreffen das Autofahren. Ab sofort dürfen zwei Personen in einer Sitzreihe sitzen, wenn sie im selben Haushalt leben. Es besteht Maskenpflicht. Sollten die Passagiere nicht in einem Haushalt leben, gilt die bisherige Bestimmung von einer Person pro Sitzreihe. Im öffentlichen Personannahverkehr besteht ebenfalls Maskenpflicht.
Geschäftslokale mit einer Fläche von weniger als 400 m2 dürfen nach vorheriger Terminvergabe öffnen. Dies betrifft Friseure, Optiker und Immobilienmakler; außerdem dürfen Restaurants mit Lieferservice oder Abholmöglichkeit ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Die Regeln für die Bewegungsfreiheit wurden ebenfalls gelockert. Seit dem 26. April durften Kinder unter 14 Jahren bereits täglich zum Spielen eine Stunde aus dem Haus. Dazu kommt nun die Möglichkeit für alle Erwachsenen, täglich eine Stunde lang einzeln Sport zu treiben oder spazierenzugehen, und zwar in vorher festgelegten Zeitfenstern. Spaziergänge sind in Zweiergruppen erlaubt, wenn beide Personen im selben Haushalt leben.
Phase 1 des Exit-Plans
Wenn die Phase 0 der spanischen Exit-Strategie nach Plan verläuft, können alle Provinzen, die die erwähnten Kriterien erfüllen, am 11. Mai in die Phase 1 übergehen. Diese Phase bringt eine wichtige Lockerung mit sich, da Phase 0 eher als eine Vorbereitung angesehen wird. Die Phase 1 wird mindestens 2 Wochen andauern, bis zum 24. Mai. Sie enthält folgende Lockerungen der Ausgangssperre:
- Bewegungsfreiheit: Die Bürger dürfen sich innerhalb der Provinz, in der sie leben, bewegen.
- Zusammenkünfte von bis zu 10 Personen in privaten Räumen sind unter Einhaltung eines Mindestabstands von 2 Metern gestattet.
- Größere Geschäfte und Einkaufszentren können mit einer Kapazität von bis zu 30% öffnen, wobei große Gemeinschaftsbereiche geschlossen bleiben müssen. Der Einzelhandel hat die spanische Regierung außerdem aufgefordert, flexiblere Öffnungszeiten einzuführen, um so den Umsatz zu fördern.
- Bars und Restaurants: Bars und Restaurants dürfen ihre Terrassen mit einer Kapazität von 50% öffnen. Die Regierung hatte zunächst 30% vorgeschlagen, worauf Vertreter des Sektors eine formelle Beschwerde einreichten, da sich dies auf ihre Einnahmen auswirken würde.
- Hotels und Urlaubsunterkünfte: Hotels und andere Arten von Unterkünften dürfen für Gäste geöffnet werden, die in derselben Provinz wohnen. Die Gemeinschaftsbereiche wie Swimmingpools oder Fitnessräume dürfen jedoch nicht genutzt werden, und die Unterkunftsleitung muss einen bevorzugten Zeitplan für Personen über 65 Jahre festlegen.
- Nicht professioneller Sport: Aktivitäten, die keinen physischen Kontakt oder die Nutzung von Umkleidekabinen beinhalten, sind zulässig.
- Museen: Museen dürfen mit einem Drittel der Besucherkapazität geöffnet werden, wobei die gleiche Regel für kulturelle Veranstaltungen gilt. Wenn eine kulturelle Veranstaltung im Freien stattfindet, sind maximal 200 Teilnehmer zulässig.
- Kultstätten: Kirchen und andere Kultstätten können mit einer auf 30% begrenzten Kapazität eröffnet werden.
- Straßenmärkte können wieder geöffnet werden, sind jedoch auf 25% ihrer üblichen Kapazität begrenzt.
Phase 2 des Exit-Plans
Die Phase 2 des spanischen Exit-Plans wird als Zwischenphase bezeichnet. Sie beginnt frühestens am 25. Mai, vorausgesetzt, es werden alle Bedingungen erfüllt und die Infektionszahlen steigen nicht erneut an. Die Phase 2 wird frühestens am 7. Juni enden.
- Bars und Restaurants: Gaststättenbetriebe dürfen öffnen, jedoch mit begrenzter Gästezahl. Die Gäste dürfen nur an den Tischen, nicht an der Theke bedient werden.
- Fahrten zur Zweitwohnung: Die Zweitwohnung darf nur aufgesucht werden, wenn sie sich in derselben Provinz befindet. Die Reise in andere Provinzen bleibt weiterhin verboten.
- Kinos und Theater werden mit einem Drittel ihrer Kapazität wiedereröffnet, und kulturelle Veranstaltungen sind zulässig, wenn die Teilnehmerzahl weniger als 50 beträgt und sie Platz nehmen müssen. Wenn eine Veranstaltung im Freien stattfindet, wird diese Anzahl auf 400 erhöht.
- Kulturelle Aktivitäten in Innenräumen mit weniger als 50 Personen sind gestattet, wenn die Teilnemer Sitzplätze haben. Bei Aktivitäten im Freien sind bis zu 400 Personen zulässig.
- Schulen: Offiziell geht für den Großteil der Schüler in Spanien die Schule erst wieder im September los. In der Phase 2 wird es jedoch Ausnahmen für Kitas und Vorschulen eingeführt, um so Eltern mit Kindern unter sechs Jahren, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, zu unterstützen. Ausnahmen gelten auch für Schüler in der Oberstufe, die sich auf die Aufnahmeprüfungen für die Universität („selectividad“) vorbereiten.
- Hochzeiten sind mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmern erlaubt. Die Feier darf nur eine Zeremonie und kein Bankett beinhalten.
- Kultstätten: Die Kapazität wird von 30% auf 50% erhöht.
Phase 3
Dies ist die letzte Phase des spanischen Exit-Plans aus der Coronakrise. Sie wird frühestens am 8. Juni in all jenen Provinzen beginnen, die den Anforderungen entsprechen, und eine weitere Lockerung der Kapazitätsbeschränkungen für Restaurants und Cafés bewirken. Die Gäste müssen jedoch getrennt bleiben und strenge Sicherheitsmaßnahmen einhalten.
Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit werden größtenteils aufgehoben und die Geschäfte können ihre Kapazität auf bis zu 50% steigern. Während dieser Phase können Nachtclubs wieder maximal ein Drittel ihrer üblichen Kapazität sowie Strände öffnen. Alle diese Maßnahmen berücksichtigen, dass die Bürger bestimmte Sicherheits- und Distanzierungsbedingungen einhalten müssen.