Freepik
Freepik

Sokrates berühmtes Zitat „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist heute aktueller denn je. Obwohl Spanien bereits mit seinem Exit-Plan begonnen hat, stellt die Coronakrise viele vor eine ungewisse Zukunft. Keiner weiß, wie es morgen um seine Gesundheit bestellt sein wird, ob er seinen Arbeitsplatz behalten wird oder, etwas unwichtiger aber dennoch nicht zu verachten, ob er diesen Sommer in den Urlaub fahren kann.

Viele sind sich bereits im Klaren darüber, dass der Urlaub in der Karibik dieses Jahr ausfallen muss und vielleicht sogar der Urlaub am Lieblingsstrand in Almería. Aus diesem Grund steigt momentan die Anfrage nach Häusern mit Swimmingpool. Nach Angaben des Immobilienportals idealista entfielen im April 29% aller Anzeigenbesuche auf zum Verkauf stehende Häuser mit Swimmingpool. Dies entspricht einer Steigerung von fast vier Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Wer in einer Großstadt lebt und das Glück hat, in einer Wohnanlage mit gemeinschaftlichem Swimmingpool zu wohnen, sieht sich vielleicht plötzlich damit konfrontiert, dass der Zugang zum Pool aufgrund des Coronavirus stark eingeschränkt wird.

Wenn der Kauf einer Wohnung mit Gemeinschaftspools momentan finanziell nicht möglich ist und Sie auch kein Ferienhaus mit Pool haben, überlegen Sie vielleicht, einen Pool in Ihrem Garten zu installieren. Hört sich gut an. Stellen Sie sich den Pool aber nicht auf die Terrasse oder gar den Balkon, denn dies könnte zu Problemen führen. Mit Hilfe des Architekten José Ramón Hernández werden wir einen Blick auf die sicheren Möglichkeiten, einen Swimmingpool zu Hause einzurichten.

Zunächst einmal ein paar technische Details zu Statik und Traglasten: „Bei der Berechnung der Statik eines Gebäudes werden alle Lasten berücksichtigt, die es tragen muss. Dazu gehören zum einen die ständigen Lasten wie das Gewicht der Gebäudestruktur, des Fußbodens und sämtlicher Baumaterialien. Zum anderen werden veränderliche Lasten mit eingerechnet, wie z. B. Wind oder Schnee. In einem konventionellen Wohngebäude werden geschätzte zusätzliche Lasten von 2 kN / m2 (Kilonewton pro m2) mit einberechnet, was ungefähr 200 Kilogramm pro m2 entspricht, d.h. dass ein Haus so konzipiert ist, dass es zusätzlich zu dem, was es mit all seinen Materialien bereits wiegt, 200 kg/m2 aushält.“

„Ein Swimmingpool muss wie ein Möbelstück oder eine Gruppe von Personen angesehen werden, dessen Gewicht nicht 200 kg/m2 übertreffen darf. In einem Pool entspricht dies einer Wasserhöhe von 20 cm. Ein 50 cm großes Schwimmbecken hat ein Gewicht von etwa 500 kg/m2, ein 70 cm großer Pool 700 kg/m2 und ein 1 m großer Pool 1000 kg/m2. Dies ist viel mehr als bei der Berechnung der Gebäudestruktur berücksichtigt wurde“, warnt der Architekt.

Natürlich wird dabei immer mit einer etwas höheren Belastung gerechnet, doch „diese Sicherheitsmargen sollten eingehalten werden".

Der Pool wird natürlich nicht den gesamten Balkon einnehmen. „Die geschätzte Mehrbelastung von 200 kg/m2 verteilt sich über die gesamte Bodenoberfläche. Wenn ich z. B., der mehr als 100 kg wiegt, jemandem mit ähnlichem Gewicht im Wohnzimmer umarme, dann sind das bereits 200 kg. Aber stellen Sie sich vor, dass sich auf jedem Quadratmeter der Wohnung zwei 100 kg schwere Personen umarmen. Es stimmt, dass der Pool nicht das gesamte Stockwerk einnimmt, sondern nur den Balkon. Daher verhält er sich nicht wie eine gleichmäßige Oberflächenlast, sondern wie eine punktuelle Last.“

„Das ist so, als würden wir einen riesigen Blumentopf mit einem Baum oder eine Statue auf den Balkon stellen. Wir müssen vorsichtigt mit dem Gewicht sein, dass wir, ohne uns bewusst zu sein, auf den Balkon stellen. Das kann dazu führen, dass sich die Struktur unerwartet verhält“, erklärt der Architekt.

Welche Gefahren kann eine punktuelle Belastung darstellen?

„Im Allgemeinen geht es nicht um das Absinken oder Zusammenbrechen des Balkons (obwohl es Fälle gegeben hat), sondern um die Verformung des Bodens und damit der Decke im Untergeschoss sowie um das Reißen von Trennwänden und das Ablösen von abgehängten Decken, abgebrochene Fliesen auf dem Balkon usw. Der Erhaltungszustand des Gebäudes, bereits bestehende Mängel usw. müssen ebenfalls berücksichtigt werden.“

Es ist riskant, einen Swimmingpool auf dem Balkon oder dem Dach aufzustellen. Zuerst sollte ein Statiker konsultiert werden. Ich würde mir keinen Swimmingpool auf den Balkon stellen und ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn der Nachbar über mir dies tun würde. Ich würde mir höchstens ein Planschbecken für kleine Kinder auf den Balkon stellen, das mehr einer großen Schüssel ähnelt“, erklärt der Architekt abschließend.