Eine Familie in Girona war überzeugt, die Tortur der illegalen Besetzung ihres Hauses endlich hinter sich zu haben. Nach Monaten der Hilflosigkeit nutzten die Familienmitglieder ihre eigenen Schlüssel, um sich das zurückzuholen, was ihnen rechtmäßig gehörte. Diese Erleichterung währte jedoch nur wenige Tage: Ein Gericht ordnete an, dass sie ihr Eigentum an die Hausbesetzer zurückgeben müssen, da die Wiederinbesitznahme ohne gerichtliche Genehmigung erfolgt sei. Dieser Fall hat die Debatte über die rechtlichen Komplexitäten und die als absurd empfundenen Aspekte im Zusammenhang mit Hausbesetzungen in Spanien erneut entfacht.
Der Vorfall ereignete sich mitten im Sommer. Die Eigentümer, frustriert vom monatelange Warten auf ein Gerichtsurteil, betraten ihre Immobilie, um sich ihr Haus zurückzuholen und dort wieder zu wohnen. Sie brachen weder Schlösser auf noch wendeten sie Gewalt an – sie benutzten lediglich ihre ursprünglichen Schlüssel und erlangten so wieder Zugang zu ihrem Haus.
Was wie eine Lösung erschien, hielt nur wenige Tage an. Die Hausbesetzer reichten Klage ein und behaupteten, sie seien unrechtmäßig vertrieben worden. Zum Entsetzen der Familie entschied das Gericht in Girona zugunsten der Hausbesetzer. Anschließend rückte die Polizei an und zwang die Eigentümer zum Verlassen ihres eigenen Hauses, wodurch die Immobilie wieder an die Hausbesetzer zurückgegeben wurde.
Die rechtliche Begründung basiert auf dem Konzept des „kontinuierlichen Besitztums“, das den Hausbesetzern einen gewissen Schutz vor einer direkten Zwangsräumung gewährt. Anders ausgedrückt: Selbst wenn die Eigentumsverhältnisse unbestritten sind, liegt nach Ansicht der Gerichte der einzige legitime Weg zur Rückforderung einer Immobilie in einem umfassenden Gerichtsverfahren, das Monate oder sogar Jahre dauern kann.
Fälle wie dieser haben unter Nachbarn und Eigentümerverbänden für Empörung gesorgt. Sie argumentieren, dass das spanische Gesetz letztlich Hausbesetzer stärker schützt als Immobilieneigentümer. Viele betroffene Familien sind durch das derzeitige System machtlos und müssen langwierige und kostspielige Rechtsstreitigkeiten über sich ergehen lassen, während die Besetzer ohne unmittelbare Konsequenzen in den Häusern bleiben können.
Der Fall Girona ist kein Einzelfall und verdeutlicht einen zunehmenden Widerspruch: Immobilieneigentümer werden aus ihren eigenen Häusern vertrieben, nur weil sie versuchen, diese zurückzufordern. Dieses Paradoxon zeigt, dass der aktuelle Rechtsrahmen keine schnelle und faire Antwort auf ein zunehmendes Phänomen bietet, was den Eindruck verstärkt, dass die Justiz oft gegen diejenigen arbeitet, die sich an das Gesetz halten.